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Extrem-Brachycephale (Mops

Extrem-Brachycephale (Mops, Französische und Englische Bulldogge): Normalisierung, Denormalisierung, Haltungsverbot

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Als wir vor ein paar Tagen ein anderes Poster dieser niederländischen Kampagne gegen die Neuanschaffung plattnasiger Hunde auf Facebook online gestellt haben, tauchten (natürlich!) wieder die üblichen Kommentare der Beratungsresistenten auf: „Mein Mops läuft mit mir jeden Tag einen Marathon bei 35 Grad im Schatten und rennt jeden Windhund in Grund und Boden, ohne überhaupt ins Hecheln zu kommen!“, oder: „Immer diese Diskriminierung! Hört doch auf mit dem Mist! Ihr seid nur Mops- oder Bully-Hater, die keine Ahnung haben! Man muss halt beim seriösen Züchter kaufen! Es gibt auch gesunde Möpse und Bulldoggen!“.
Unser amerikanischer Kollege Andy Roark hat diesbezüglich in einem aktuellen Podcast-Interview einen interessanten Begriff verwendet: Normalisierung! Die schweren Leiden und die eigentlich absolut indiskutable gesundheitliche Situation der extremen Kurznasen-Rassen wie Französische und Englische Bulldogge und Mops werden durch solche Kommentare normalisiert, also in den Normbereich des Akzeptablen gerückt, genau so wie durch die Allgegenwart dieser Rassen in der Öffentlichkeit und in den Medien. Wie Andy Roark sagt: Die Leute sehen so viele von diesen Hunden rumlaufen, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass da was faul sein könnte. „Wenn so viele Leute solche Hunde halten, kann es um die doch nicht derartig schlimm bestellt sein, oder? Die Bullies oder Möpse, die schon bei 20 Grad im Schatten umkippen, die vor lauter Luftnot nicht schlafen können, sind doch sicher Einzelfälle, wahrscheinlich gekauft bei einem schlechten Vermehrer oder auf Ebay!“.

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Qualzucht - Der Fisch stinkt vom Kopf her: Analyse eines Facebook-Postings von FCI-Präsident Tamás Jakkel

Qualzucht – Der Fisch stinkt vom Kopf her: Analyse eines Facebook-Postings von FCI-Präsident Tamás Jakkel

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Wo auch immer dieser Tage das durch den neuen Paragraphen 10 der Tierschutzhundeverordnung verfügte Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen diskutiert wird, wird auch wortreich und verbittert ein „Generalverdacht“ gegen die vereinsorganisierte Hundezucht beklagt und mehr „Differenzierung“ gefordert. Die unseres Wissens vom Club für Britische Hütehunde und seiner Wortführerin, der Zuchtrichterin Sarah Boyd, initiierte Gegenkampagne versteigt sich (wir haben berichtet) aber im Gegensatz zu dieser Forderung maximal unterkomplex zu dem geradezu hanebüchenen Slogan „Kontrollierte Hundezucht ist keine Qualzucht“. Jegliche Distanzierung von Bereichen, in denen das für jede(n) sichtbar nicht mal ansatzweise stimmen kann, wird mit viel Pathos und ohne jede Einsicht verweigert.
Nach den ersten Donnerschlägen wie der Schau in Erfurt laufen nun (auch auf höchster Ebene) die Diskussionen darüber, wie der Ausstellungsverbotsparagraph im Detail auszulegen und umzusetzen ist. Zweifellos gibt es da bestimmte Punkte, bei denen dringender Klärungsbedarf besteht. Aber wie auch immer diese Diskussionen ausgehen mögen, eines ist nach dem Wortlaut des Paragraphen 10 jedenfalls sicher: Bestimmte Rassen, insbesondere das klassische Dreigestirn der Brachycephalen, also Französische und Englische Bulldogge und der Mops, aber auch noch so einige andere, werden zukünftig in Deutschland auf gar keinen Fall mehr ausgestellt werden können, und das ist auch gut so!

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Massentierhaltung

Massentierhaltung, Antibiotika und Volksverdummung

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der enorme Erfolg der Unterschriften-Kampagne des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (BPT) gegen ein weitreichendes, völlig überzogenes und wissenschaftlich nicht begründbares Verbot wichtiger Antibiotika-Klassen in der Tiermedizin hat inzwischen eine intensive Diskussion auf allen Ebenen und auch ein deutliches Medienecho ausgelöst. Damit ist ein wichtiges Ziel der Kampagne erreicht, weil nun die Öffentlichkeit und die sehr große Wählergruppe der Tierbesitzer:innen den weiteren Verlauf der Angelegenheit und das Abstimmungsverhalten im EU-Parlament genau im Auge behalten werden.
Zur Verteidigung des Vorstoßes von Martin Häusling (Grüne) und natürlich zur Diskreditierung der Diskussionsgegner:innen wird gern und häufig das „Argument“ angeführt, dass man, wenn man das Veto ablehnt, automatisch die Massentierhaltung und die Anwendung von Antibiotika bei lebensmittelliefernden Tieren befürworten würde. Ein besonders übles Beispiel für diese Argumentations- bzw. Diffamierungstechnik stellt das Facebook-Posting der Fernsehköchin und österreichischen Europaabgeordneten Sarah Wiener (Grüne) dar:
„Die Desinformationskampagne von dt. Tierärzten dient anscheinend mehr dem eigenen finanziellen Wohlergehen und nicht den Tieren in der Massentierhaltung. „Einfach“ bessere Haltungsbedingungen ermöglichen, dann brauchts weniger Medikamente. Eure Sarah“

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Achtung! Unser aller Haustiere sind in akuter Gefahr

Achtung! Unser aller Haustiere sind in akuter Gefahr, weil das EU-Parlament für die Tiermedizin ein drastisches Antibiotika-Verbot beschließen will!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Hinter den Kulissen, völlig unter dem Radar der Bürgerinnen und Bürger und in aller Stille zeichnet sich gerade auf EU-Ebene ein echtes Drama für die moderne Tiermedizin und unser aller Haustiere ab. Wenn sich nicht sofort ALLE Tierbesitzer:innen energisch auf die Hinterfüße stellen und den zuständigen Politiker:innen die unmissverständliche Botschaft zukommen lassen, dass es so nicht geht, werden wir in der Tiermedizin innerhalb kürzester Zeit vor geradezu unvorstellbaren Problemen stehen. Wir müssen Sie also dringend bitten, sich in dieser Angelegenheit SOFORT persönlich zu engagieren, bevor es zu spät ist. Die Zeit drängt, und das ist keine Floskel!

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Notdienst unter Personenschutz?

Notdienst unter Personenschutz?

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Der Screenshot zeigt ein Posting, das die Tierklinik Berlin-Biesdorf kürzlich online gestellt hat. Was ich schon in dem Artikel „Maligne Kunden und was sie anrichten (Teil 2): Das schleichende Gift“ vom Oktober 2020 vorhergesagt habe, wird damit bittere Realität: Die zunehmende und absolut indiskutable Übergriffigkeit und Aggressivität eines gewissen Kund:innen-Typus führt dazu, dass das sowieso gerade an allen Ecken und Enden knirschende Notdienst-System der Tiermedizin vollends in sich zusammenbricht, mit fatalen Folgen für die Mehrheit der Anständigen.
War die Motivation, mit Mühe und Not einen 24/7-Dienst aufrecht zu erhalten, angesichts von Tierbesitzer:innen mit völlig enthemmter Anspruchshaltung und einer immer mehr zunehmenden Bereitschaft zur Rüpelhaftigkeit, zum vorsätzlichen Auslösen von Shitstorms und zum freigiebigen Verteilen von Beleidigungen oder vernichtenden Bewertungen schon zuvor im steilen Sinkflug begriffen, so zerschellt sie endgültig am Boden der Tatsachen, wenn sich Kolleginnen und Kollegen im Notdienst noch nicht mal mehr ihrer körperlichen Unversehrtheit sicher sein können.

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Allgemeine und Eingehende Untersuchung, Teil 2: Medical Training – auf dem Weg zu einem entspannten Tierarztbesuch

Von Johanne Bernick, Tierärztin, und Ralph Rückert, Tierarzt
Was wir uns für Ihr Tier und natürlich auch für Sie wünschen ist, dass der Besuch in unserer Praxis möglichst stressfrei ablaufen kann! Dabei tun wir alles in unserer Macht stehende, um Ihnen und Ihrem Tier Ängste zu nehmen. Wir können uns aber buchstäblich Arme und Beine ausreißen und werden trotzdem erfolglos bleiben, wenn Sie nicht auch zu Hause und in gewohnter Umgebung ein paar einfache Übungen in den Alltag einbauen und Ihrem Tier vermitteln, dass gewisse Berührungen und Maßnahmen kein Grund zu Aufregung oder gar Panik sind.
Ob jung oder alt, von klein auf bei Ihnen oder aus dem Tierschutz – es ist möglich, mit einem Mindestmaß an Vertrauen auch „schwierige“ Tiere auf den Tierarztbesuch vorzubereiten. Immer wieder hören wir Sätze wie „Ich kann wirklich alles mit ihm machen, aber bei anderen versucht er zu schnappen!“ oder „Am Maul berührt werden mag sie einfach nicht!“. Sie können sich natürlich auf solchen Aussagen ausruhen, aber denken sie unbedingt an den worst case, der Ihnen beziehungsweise Ihrem Tier widerfahren kann: Es kommt zu einem Notfall, der Besuch einer Ihnen und Ihrem Tier unbekannten Praxis oder Klinik wird unausweichlich. Ihr Tier wird von Menschen in einer völlig fremden Umgebung und unter eventuell von der Sachlage diktiertem Zeitdruck angefasst und untersucht, ohne dass Sie überhaupt dabei sein können. (Abwehr-)Aggressions- oder Panikverhalten jeglicher Art kann in solchen Fällen eine Zeitverzögerung mit sich bringen, die sich – wenn es dumm läuft – sogar lebensbedrohlich auswirken kann.

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Allgemeine und Eingehende Untersuchung, Teil 1: Der Haken, an dem die ganze Tiermedizin aufgehängt ist

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Aus den Sozialen Medien:
„Freitag musste ich direkt wegen Impfung zum Tierarzt. Gestern Abend hab ich mir erstmals die Rechnung angeschaut und bin irgendwie stutzig geworden: Zunächst ist dort „Allgemeine Untersuchung mit Beratung“ aufgeführt. Ist ja auch okay. Ich denke, dass es üblich und auch positiv ist, dass sich der Tierarzt vor der Impfung ein Bild vom Gesundheitszustand des Hundes macht (Kontrolle der Zähne, Augen, Ohren). Weiter unten steht allerdings noch mal „eingehende Untersuchung einzelner Organe“ – was soll das bitte sein? Das Abhören des Hundes oder wie? Hätte jetzt gedacht, dass das auch zur allgemeinen Untersuchung gehört, wenn er das Hundchen mal kurz an Herz und Lunge abhört. Und damit meine ich wirklich kurz (so 10 – 20 Sekunden) und das ist für mich auch nicht „eingehend“! Und dafür berechnet der xy Euro netto extra?“
Nichts, wirklich nichts, ist als erster Schritt auf dem Weg zur korrekten Diagnose so wichtig wie die Allgemeine (AU) und die Eingehende Untersuchung (EU). Und nichts, wirklich nichts, wird von vielen Kunden geringer geschätzt als diese beiden Leistungen. Und nichts, wirklich nichts, könnte falscher sein!

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Nach wie vor viel zu häufig: Die Xylit-Vergiftung beim Hund

Nach wie vor viel zu häufig: Die Xylit-Vergiftung beim Hund

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Ein ebenfalls sehr social-media-aktiver Kollege hat vor vier Jahren einen kurzen Artikel über die Gefahren des Zuckeraustauschstoffes Xylit (Xylitol, Birkenzucker) für Hunde veröffentlicht, der gut gemacht war und sich in der Hundewelt weit verbreitet hat. Deshalb und weil man als Blogger allzeit originell sein und auf keinen Fall „abschreiben“ will, haben wir uns über dieses Thema längere Zeit keine Gedanken mehr gemacht, so nach dem Motto „Weiß doch wohl inzwischen jede(r)!“.
Um so schockierter waren wir, als neulich in einer sehr großen Facebook-Hundegruppe von einer Xylitvergiftung berichtet wurde und sehr bzw. zu viele Kommentare von Leuten kamen, die bekannten, keinen blassen Schimmer von dieser Gefahr gehabt zu haben. Es gilt für solche Themen wohl das selbe wie für Werbung: Die Botschaft muss offenbar ständig wiederholt werden, um am Ende möglichst viele Mitglieder der Zielgruppe zu erreichen. Also sind wir halt mal unoriginell und weisen erneut auf die Gefahren dieser nach wie vor zu häufig vorkommenden Alltags-Vergiftung hin. Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, und wenn dieser Artikel auch nur zehn Hunden den Kragen rettet, soll es uns das wert sein.

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Ein leicht vermeidbares Ärgernis: Der eingesaute Hund in der Tierarztpraxis

Ein leicht vermeidbares Ärgernis: Der eingesaute Hund in der Tierarztpraxis

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
So wie auf dem Foto bitte, bitte nicht! Ich bin in einem anderen Artikel vor Jahren mal ganz nebenbei und kurz auf dieses Thema eingegangen, möchte es aber nochmal ansprechen: Es ist für uns ein echtes (und wirklich völlig unnötiges!) Ärgernis, wenn Sie uns zur Untersuchung oder gar für einen Eingriff in Narkose einen Hund präsentieren, der völlig verdreckt ist.
Weder Sie noch Ihr Tier müssen für einen Tierarztbesuch wie aus dem Ei gepellt sein. Aber bitte: Es ist weder sinnvoll, noch nett, wenn Sie in direktem Anschluss an einen ausgiebigen Spaziergang über regengepeitschte Äcker mit völlig verschlammten Gummistiefeln und einem bis zu den Ohrspitzen eingesauten Hund ins Wartezimmer gestolpert kommen. Das führt nämlich regelmäßig dazu, dass wir nach Ihrem Besuch erst mal vom Eingang bis zum Sprechzimmer alles durchwischen und oftmals auch noch unsere Kleidung wechseln müssen, um sowohl die Räumlichkeiten als auch uns wieder präsentabel zu machen.

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