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Maligne Kunden und was sie anrichten (Teil 1): Another Shitstorm!

Von Ralph Rückert
Wenn mein Text Sinn machen soll, müssen Sie erst mal diesen Artikel in der Regionalzeitung „Nordkurier“ lesen. Weiterhin können Sie sich die Social-Media-Diskussion des Ereignisses auf Facebook geben, aus der ich vereinzelte Kommentare zitieren werde.
Fertig? Okay, dann hier gleich einleitend und ganz knapp meine Meinung: Dass der Hund auf dem Weg in eine Tierklinik letztendlich verstorben ist, tut jeder Tierärztin und jedem Tierarzt sehr leid, auch mir. Ansonsten: Eine einzige Sauerei! Eine Sauerei, wie die Tierbesitzer, die sich beileibe mehr als genug eigene Fehlleistungen vorwerfen lassen müssen, hier nun eine Rufmordaktion gegen die Kollegin gestartet haben. Eine Sauerei auch, wie sich eine Regionalzeitung diesbezüglich auf in meinen Augen fragwürdigste Art und Weise instrumentalisieren lässt. Und eine weitere Sauerei sind viele Kommentare, die man in der Diskussion auf Facebook finden kann.

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Gerichtsurteil gegen eine Kollegin wegen der Euthanasie eines Hundes „ohne vernünftigen Grund“

Von Ralph Rückert, Tierarzt
In meinem Blog findet man im April 2017 eine vierteilige Artikelserie über das Thema „Euthanasie“. In Teil 3 „Ohne vernünftigen Grund“ habe ich schon damals erläutert, was mit dieser auf den ersten Blick sehr gummig wirkenden Formulierung gemeint ist und dass aus rechtlicher Sicht sowohl den Tierbesitzern als auch den TierärztInnen inzwischen sehr weitreichende Bemühungen und finanzielle Belastungen zugemutet werden, bevor ein für die Einschläferung eines Tieres ausreichender vernünftiger Grund als gegeben angenommen werden kann.
Viele TierbesitzerInnen leben nach wie vor in der Vorstellung, dass wir KleintierpraktikerInnen ein Tier mehr oder weniger auf ihren Wunsch einschläfern dürften bzw. müssten. Dieses aktuelle Urteil des Amtsgerichts Halle vom 16. März 2020 macht eindrücklich klar, dass dem absolut nicht so ist und dass wir TierärztInnen dazu bereit und in der Lage sein müssen, JEDE Euthanasie eines Tieres (zur Not eben auch vor Gericht) ausreichend begründen zu können. Man beachte: Nicht der Besitzer des Hundes, auf dessen Wunsch die Euthanasie erfolgte, wurde angeklagt und verurteilt, sondern die durchführende Kollegin!

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„Nee, da muss man noch nix machen!“ – Prophylaxe in der Tierzahnmedizin

Von Ralph Rückert, Tierarzt
„In der Praxis X / in der Klinik Y haben sie gesagt, da müsste man noch nix machen!“. Ein – gern in leicht empörtem oder genervtem Tonfall vorgebrachter – Einwand, den wir öfter hören, wenn wir eine Tierbesitzerin / einen Tierbesitzer auf die Notwendigkeit einer professionellen Zahnreinigung (PZR) aufmerksam machen. Bei uns „Prophylaxe-Taliban“ löst das regelmäßig irgendwas zwischen Stirnrunzeln und Kopfschütteln aus.
Die vier Fotos zeigen Zahnsteinansatz unterschiedlichen Schweregrades beim Hund, von ziemlich wenig bis schrecklich viel. Alle diese Stadien sind nach unserer Ansicht definitiv behandlungsbedürftig. Eine Prophylaxe im Sinne einer vorbeugenden Maßnahme, die verhindern soll, dass Krankheiten der Zähne oder des Zahnhalteapparates überhaupt erst entstehen, ist aber nur in Fällen von leichtem Zahnsteinansatz möglich (Foto 1, allenfalls noch Foto 2). Bei fortgeschrittenem Zahnsteinansatz (Bild 3 und 4) findet sich meist schon eine mehr oder weniger starke Parodontitis, sprich: Es ist bereits ein nicht mehr rückgängig zu machender Schaden am Zahnhalteapparat entstanden, der bestenfalls aufgehalten werden kann, oder gar (Bild 4) schon ein so verheerender Zustand erreicht, dass Zahnverluste nicht mehr zu vermeiden sind.

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Die Analbeutel: A(rs)chillesferse vieler Hunde!

Die Analbeutel: A(rs)chillesferse vieler Hunde!

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Alle Hunde (aber auch Katzen und noch so einige andere Tierarten) besitzen in direkter Nähe des Afters zwei Analbeutel bzw. Analdrüsen. Angesichts der Häufigkeit, mit der speziell Hunde wegen sicherlich sehr schmerzhafter Analbeutelprobleme in der Tierarztpraxis vorgestellt werden, können wir Mensch echt dankbar sein, nicht mit diesen Organen gesegnet zu sein.
Die Analbeutel liegen auf auf einem gedachten Zifferblatt mit dem After als Mittelpunkt auf 8 und 4 Uhr und stellen Drüsensammelräume dar, in denen das gebildete Sekret sozusagen bevorratet wird. Gebraucht wird dieses Sekret regelmäßig anlässlich der Darmentleerung, bei der es durch die in der Querfalte es Afters mündenden Ausführungsgänge auf die Kotsäule aufgetragen wird. Außerdem können sich die Analbeutel in Paniksituationen reflexartig entleeren, was logischerweise auch manchmal in der Tierarztpraxis passiert. Manche Besitzer machen auch die olfaktorisch leidvolle Erfahrung, dass sich die (wahrscheinlich schon etwas überfüllten) Analbeutel eines Hundes in Tiefenentspannung, also im Schlaf, teilweise entleeren können.

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Kryptorchismus (Hodenhochstand) beim Hund

Kryptorchismus (Hodenhochstand) beim Hund

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Auf dem ersten Bild ist die Genitalregion eines erwachsenen, NICHT kastrierten Airedale-Terrier-Rüden zu sehen. Wenn wir da, wo die Hoden eigentlich sein sollten, genauer hinschauen, stellen wir fest, dass wir da genau nix sehen. Sieht aus, als ob der Rüde schon im Welpenalter kastriert worden wäre.
Es handelt sich um einen beidseitigen Kryptorchismus (Hodenhochstand). Die Hoden waren durchaus vorhanden, aber halt nicht da, wo sie hätten sein sollen. Der linke Hoden lag – gut tastbar und chirurgisch leicht zugänglich – subkutan, also unter der Haut, neben dem Penis zwischen Leistenspalt und dem eigentlich nicht wirklich vorhanden Hodensack (Skrotum). Der rechte Hoden dagegen war per Ultraschalluntersuchung in der Bauchhöhle nachweisbar und musste von uns dort „abgeholt“ werden. Einseitiger Hodenhochstand kommt als vererbtes Leiden beim Rüden leider gar nicht so selten vor, ein beidseitiger Kryptorchide ist aber schon ein bisschen was Besonderes.

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Der abgebrochene Milcheckzahn beim Welpen

Der abgebrochene Milcheckzahn beim Welpen

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein durchaus häufiger Vorstellungsgrund: Der abgebrochene Milch-Caninus (Eckzahn) bei Hunde- und Katzenwelpen. Allerdings: Mindestens genau so häufig wird dieses Problem dem Tierarzt leider und oft zum Nachteil der Welpen nicht vorgestellt, entweder weil die Besitzer es erst gar nicht bemerken oder aber (gern durch unsachkundige Äußerungen in den sozialen Medien bestärkt) der Meinung sind, dass der alsbald anstehende Zahnwechsel die Situation von selber bereinigen würde.
Deshalb gleich zu Anfang ein klares Statement: Ein abgebrochener Milcheckzahn muss so gut wie immer extrahiert werden, vorzugsweise unter Röntgenkontrolle (je ein Bild vorher und nachher)!

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Von Loslassen und Klammern am Lebensende

Von Loslassen und Klammern am Lebensende

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich behaupte mal, dass die meisten unserer Haustiere es bezüglich ihres Todes besser haben als wir Menschen. So sehr viele Besitzer darauf hoffen: Der unverhoffte, qualfreie Tod im Schlaf ist halt ein eher seltenes Ereignis. In den allermeisten Fällen ist das Ende des Lebens mit Krankheiten oder Verletzungen verbunden, die mit schwerem Leiden einhergehen und die mit dem Leben letztendlich nicht mehr vereinbar sind.
Wir Menschen müssen diese letzte Phase unseres Lebens aufgrund der rigiden, empathie- und erbarmungslosen Haltung der Humanmedizin irgendwie durchstehen, in der Regel alles andere als leidensfrei, trotz aller gegenteiligen und in meinen Augen oft unerträglich verlogenen Beteuerungen der Palliativmediziner. Die Corona-Krise hat uns ja gerade aktuell vor Augen geführt, mit welcher brutalen Gedankenlosigkeit Pflegepatienten im absoluten Endstadium ihres Lebens massenhaft zu Hochintensivpatienten gestempelt und ganz allein, ohne ihre Angehörigen und auch noch des letzten Restes ihrer Würde beraubt zu Tode therapiert werden.

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Das Dilemma „Wildtier-Notfall“: Überspannt den Bogen nicht!

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Am 25. Oktober 2019 hat der Tierschutz Sauerlach e.V. auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht, dass bei ihnen ein Aufnahmestop für Igel bestünde, weil alle Plätze belegt seien. Unter dieser Mitteilung werden auch noch Erste-Hilfe-Maßnahmen für Igel aufgeführt, die ich hier zitieren möchte:
„Igel warm halten (handwarme Wärmflasche oder PET Flasche beilegen). Evtl. Igel mit Pinzette von Zecken und Maden befreien. Wenn er warm genug ist, erst dann Katzennassfutter und Wasser anbieten, nicht vorher. Keinen Tierarzt aufsuchen (geben oft falsche Medikation). Igelnotnetzwerk kontaktieren!“
Das ist also der Rat eines eingetragenen Tierschutzvereins: „Keinen Tierarzt aufsuchen“! Nicht schlecht!

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Tierkrankenversicherung: Ja, tut es! Und zwar sofort!

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich habe über Tierkrankenversicherungen vor knapp drei Jahren schon mal einen Artikel geschrieben, in dem es in erster Linie darum ging, welche Tierbesitzer sich diesen Schutz gönnen sollten. Seitdem hat sich in unserer Branche so viel getan, dass es in meinen Augen Sinn macht, das Thema noch einmal zu vertiefen.
Im Prinzip hat sich der Personenkreis, der besser früher als später eine TKV abschließen sollte, drastisch erweitert, und das liegt in erster Linie daran, dass die Gebühren für hochklassige Tiermedizin und speziell die Notfallversorgung (wie von mir schon seit Jahren vorausgesagt) inzwischen stark anziehen. Es ist abzusehen, dass sich mittelfristig ein Preisniveau etablieren wird, wie wir es jetzt schon in anderen und mit Deutschland ansonsten gut vergleichbaren Ländern wie Großbritannien und Schweden sehen können, und das ist zwei- bis dreimal so hoch wie hierzulande!

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Vierbeinige Intensivpatienten: Von Illusionen und Zwängen

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich in der Hundegruppe: Die Besitzerin eines Hundes, der nach einer Magendrehungs-OP stationär in einer Tierklinik liegt, stellt in völlig nachvollziehbarer Sorge folgende Frage:
„Tierklinik: angenommen, meinem Hund geht es plötzlich ganz bedrohlich schlecht, wird man in dem Fall dann auch nachts angerufen oder worst case, sie verstirbt heute Nacht. So was erfährt man doch dann bestimmt nicht erst spätmorgens, wenn man den Erkundigungsanruf tätigt, oder?“
Ich habe der Besitzerin dort in der Gruppe folgendermaßen geantwortet:
„Ich glaub, ich muss Euch da ein bisschen desillusionieren, vielleicht auch schockieren. Die Bilder, die Ihr im Kopf habt, stammen aus der Humanmedizin. Und selbst da ist ständige Überwachung nur möglich, weil die meisten Menschen sich verdrahten und elektronisch überwachen lassen, ohne sich ständig alles abzureißen oder abzubeißen. Ihr könnt nicht davon ausgehen, dass ein Tier, das stationär in einer Tierklinik liegt, die ganze Nacht lückenlos überwacht wird. Es kann also durchaus passieren, dass man erst am nächsten Morgen erfährt, wenn ein Tier nachts gestorben ist. Ist nicht schön, aber den Personalaufwand, den lückenlose Überwachung bedeuten würde, will nun mal keiner bezahlen. Wir reden da von 500 bis 1000 Euro als Tagessatz, nur für die stationäre Aufnahme, alle medizinischen Maßnahmen wie Untersuchungen, Injektionen, Infusionen, etc. NICHT inklusive.“

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