Von Loslassen und Klammern am Lebensende
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ich behaupte mal, dass die meisten unserer Haustiere es bezüglich ihres Todes besser haben als wir Menschen. So sehr viele Besitzer darauf hoffen: Der unverhoffte, qualfreie Tod im Schlaf ist halt ein eher seltenes Ereignis. In den allermeisten Fällen ist das Ende des Lebens mit Krankheiten oder Verletzungen verbunden, die mit schwerem Leiden einhergehen und die mit dem Leben letztendlich nicht mehr vereinbar sind.
Wir Menschen müssen diese letzte Phase unseres Lebens aufgrund der rigiden, empathie- und erbarmungslosen Haltung der Humanmedizin irgendwie durchstehen, in der Regel alles andere als leidensfrei, trotz aller gegenteiligen und in meinen Augen oft unerträglich verlogenen Beteuerungen der Palliativmediziner. Die Corona-Krise hat uns ja gerade aktuell vor Augen geführt, mit welcher brutalen Gedankenlosigkeit Pflegepatienten im absoluten Endstadium ihres Lebens massenhaft zu Hochintensivpatienten gestempelt und ganz allein, ohne ihre Angehörigen und auch noch des letzten Restes ihrer Würde beraubt zu Tode therapiert werden.
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