Von Johanne Bernick, Tierärztin
Wann immer wir ein älteres Tier (art-, rasse- und größenabhängig ab sechs, sieben oder acht Jahren) in Narkose legen, was wir ja fast täglich tun, empfehlen wir den Besitzer:innen dringend, uns bei dieser Gelegenheit auch noch eine sorgfältige Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle durchführen zu lassen, ohne jeden Stress, ohne ständiges Hecheln und Zappeln. Die meisten Tierhalter:innen folgen diesem Ratschlag, und zwar mit gutem Grund, wie wir anhand des heutigen Falles sehen können.
Eine achtjährige Hündin wurde wegen eines kaputten Zahnes und für eine PZR (professionelle Zahnreinigung) in Narkose gelegt. Das direkt nach der Narkoseeinleitung durchgeführte Abdomen-Sono ließ uns glasklar zwei tumoröse Veränderungen in der Milz erkennen, eine davon (siehe Ultraschallbild) mit schon über sechs Zentimetern Durchmesser bedrohlich groß.
Milztumore dieser Größe – ob nun gut- oder bösartig – können zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen Milzriss herbeiführen, der dann unbehandelt ein inneres Verbluten zur Folge hätte. Wir reden hier von einer Katastrophe in den Startlöchern! So eine tumoröse Milz muss also sofort raus! Der vorsorgliche Bauch-Ultraschall war in diesem Fall also ein echter Lebensretter. Hunde dieses Alters können übrigens sehr gut und ohne erkennbare Einschränkungen ohne ihre Milz leben.
Die Fotos zeigen außerdem den Einsatz eines elektrochirurgischen Gefäßversiegelungssystems, das die Operationsdauer einer Splenektomie (Entfernung der Milz) zum Wohle des Patienten drastisch verkürzt, weil das mühsame und zeitraubende doppelte Abbinden eines jeden der vielen Milzgefäße damit entfällt.
Das letzte Bild zeigt die abschließende Intrakutan-Naht (in der Haut genäht), die ein Fädenziehen 10 Tage nach der Operation überflüssig macht.
Fazit: Das ist keineswegs ein Einzelfall! Milztumore sind die häufigsten Bauchhöhlentumore des älteren Hundes. Diese von uns so eifrig propagierten Früherkennungs-Sonos der Bauchhöhle sind wirklich extrem wichtig, durch nichts zu ersetzen (Blutuntersuchungen liefern meist keine klaren Hinweise auf Milztumore) und oft genug lebensrettend.
Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Ein Abdomenschall geht natürlich auch ohne Narkose und sollte beim älter werdenden Hund idealerweise mindestens zweimal pro Jahr durchgeführt werden. Da ältere Hunde aber meist einmal pro Jahr sowieso wegen ihrer Zähne narkotisiert werden müssen, sollte das einen willkommenen Anlass für eine Sonografie unter Idealbedingungen darstellen.
Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,
Ihre Johanne Bernick
© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm
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