Katzeklo, Katzeklo, ja, das macht die Katze froh!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, Ulm

Oft berichten neu gebackene Katzenhalter freudestrahlend, dass ihr kleines Kätzchen es schon „kann“, sein Geschäft auf der Katzentoilette zu verrichten. Hinter dieser Wortwahl verbirgt sich ein weit verbreiteter Irrtum, der manchmal im weiteren Zeitverlauf verhängnisvolle Folgen hat.

Eine Katze, ob jung oder alt, muss nicht wie ein Hund oder auch ein Kind zur Sauberkeit erzogen werden. Sie geht nicht auf das Katzenklo, weil sie es gelernt hat und nun „kann“, nein, sie macht das aus eigenem Antrieb, weil wir ihr mit diesem Katzenklo den attraktivsten, geeignetsten und artgerechtesten Platz für ihre Ausscheidungsvorgänge anbieten. Wehe aber, wenn die Katze an irgendeinem Punkt entscheidet, dass diese von uns angebotene Lösung nicht mehr die beste ist. Dann sucht sie sich nämlich ganz schnell Alternativen, und dann geht der Ärger los. Katzen bevorzugen für diese Vorgänge weiche und saugfähige Untergründe. Betten, Sofas, Kissen, Wäschestapel und Teppiche sind in den Augen der Katze durchaus akzeptable Ausweichmöglichkeiten.

Katzen sind in dieser Beziehung ganz und gar unterschiedlich duldsam. Die einen bleiben ihr ganzes Leben „stubenrein“, obwohl das bereitgestellte Katzenklo jeder Beschreibung spottet, andere sind derartig pingelig, dass der geringste Makel an unserem Angebot zu sofortigem Ausweichen auf unsere gerade für teures Geld neu gekauften Matratzen führt. Harn- und Kot-Unsauberkeit bei Katzen kann ein finanziell sehr belastendes Problem werden und ist nach einer weltweiten Statistik der häufigste Einschläferungsgrund. Dementsprechend hoch war und ist der Druck auf die Verhaltenskundler, möglichst genau herauszufinden, was man tun kann, um solche Schwierigkeiten zu vermeiden oder zu beheben. Ausschließlich im Haus gehaltene Katzen sind natürlich eher betroffen als sogenannte „Freigänger“, die nach draußen ausweichen können. Aber auch diese brauchen für schlechtes Wetter und andere widrige Umstände ein Toilettenangebot im Haus.

Als Einleitung zu unseren Tipps und Tricks zum Katzenklo ein Zitat von meiner Kollegin und Freundin Sabine Schroll: „Die ideale Katzentoilette ist ein Sandstrand!“
Das ist schon mal eine klare Ansage: Ein Strand ist groß, der Sand ist weich, feinkörnig und bodenlos tief. Ebenso sollte ein Katzenklo aussehen: So groß wie in Ihrer Wohnung eben möglich und mit einer wirklich dicken Schicht von feinkörnigem, sandartigem Katzenstreu gefüllt. Ein Beispiel für die von uns favorisierte Art von Streu ist Catsan Ultra. Katzen mögen grobkörniges, an den Pfoten pieksendes Streu oft gar nicht oder akzeptieren es nur zähneknirschend. Die Streuschicht sollte mindestens (mindestens!) 15, besser 20 cm dick sein.

Katzen fühlen sich während ihrer Ausscheidungsvorgänge verletzlich und angreifbar. Das Klo sollte also an einer Stelle stehen, wo die Katze zumindest den Rücken frei hat, idealerweise in einer Ecke. Und ganz, ganz wichtig: Es darf nicht überdacht sein! Die Herstellung von Katzentoiletten mit Überdachung und Klappe sollte verboten werden. Katzen riechen hunderte Male besser als wir. In einer überdachten Toilette kommt es zwangsläufig zu einem Geruchsstau, den viele Katzen sehr abstoßend finden.

Nun, haben Sie das alles abgespeichert? Okay, aber jetzt kommt der echte Knackpunkt: Ein Katzenklo reicht nicht! Es sollte als Mindestanzahl immer eine Toilette mehr angeboten werden als Katzen im Haus sind. Eine Katze braucht also zwei, zwei brauchen drei, usw. Und in manchen Fällen reicht noch nicht mal das. Die Toiletten sollen nicht alle nebeneinander stehen, sondern sich an verschiedenen Plätzen in der Wohnung befinden. Katzen möchten zwischen Kot- und Harnabsatz gern ein paar Schritte gehen. Klingt seltsam, ist aber so. Die Forschungsergebnisse sind eindeutig, die x+1-Regel verbessert die Situation in Bezug auf Unsauberkeit bei Katzen ganz entscheidend.

Der Vollständigkeit halber soll auch eine Selbstverständlichkeit nicht unerwähnt bleiben: Katzentoiletten müssen peinlich sauber gehalten werden, Ausscheidungen so bald wie möglich entfernt werden. Ein Mal täglich sollte es schon sein, bei Problemen wie Durchfall natürlich auch deutlich öfter.

Wie oben schon erwähnt: Manche oder auch viele Katzen sind in dieser Beziehung recht duldsam und kommen auch mit einem suboptimalen Toilettenangebot lebenslang gut zurecht. Andere bleiben lange sauber, sind aber durch bestimmte Mängel gestresst. Da braucht es dann nur einen Stressfaktor mehr (Veränderungen an der Wohnung oder an den Lebensumständen, Krankheit, Einzug einer neuen Katze), und der Ärger nimmt seinen Lauf. Und wieder andere sind so empfindlich, dass sie schon ganz jung unsauber werden.

Es ist und bleibt Ihre Entscheidung und Ihr Risiko: Entweder stellen Sie von Anfang an ein optimales „Katzenklo-Management“ auf die Beine und minimieren damit das Risiko, dass überhaupt jemals ein Problem entsteht. Oder Sie lassen es darauf ankommen, dass Ihre Katze zu den lockeren Typen gehört, die sich durch nichts aus dem Konzept bringen lassen. Nur: Ist erstmal ein Unsauberkeitsproblem entstanden, wird es oft mühsam und teuer.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

©Ralph Rückert

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