Grande Confusione: Kastration, Sterilisation, Ovarektomie, Vasektomie, Totaloperation…

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Haben die Besitzer eines Katers oder eines Rüden Fragen zur Kastration, dann meinen sie tatsächlich genau das – eine Kastration. Erkundigen sich dagegen die Besitzer einer Kätzin oder Hündin nach einer Sterilisation, dann – geht es in Wirklichkeit ebenfalls um eine Kastration.

Ich verspreche, dass ich es kurz halten werde, aber wir müssen in diesem Artikel mal ein wenig tiermedizinische Terminologie pauken, damit Sie, die Tierbesitzer, und wir, die Tierärzte, in Zukunft möglichst das Gleiche meinen.

Möchte ich einen Hund oder eine Katze beiderlei Geschlechts fortpflanzungsunfähig machen, habe ich dazu grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Ich kann das betreffende Tier entweder kastrieren oder sterilisieren.

Die Kastration bedeutet das Entfernen der Keimdrüsen, also beim weiblichen Tier der Eierstöcke (Fachchinesisch: Ovarektomie), beim männlichen der Hoden (Orchiektomie). Das, was die Besitzer von weiblichen Tieren gern als Sterilisation bezeichnen, ist also in Wirklichkeit ebenfalls eine Kastration, denn es geht dabei in der Regel um eine Entfernung der Eierstöcke.

Eine häufig durchgeführte Sonderform der weiblichen Kastration – zum Beispiel im Falle einer Pyometra (Gebärmuttervereiterung) – ist die Ovariohysterektomie, bei der neben den Eierstöcken (Ovarien) auch die Gebärmutter (lateinisch: Uterus, griechisch: Hystera) entfernt wird. Laienhaft wird dieser Eingriff auch als Totaloperation bezeichnet.

Das (natürlich unwiderrufliche) Entfernen von Hoden und Eierstöcken führt logischerweise dazu, dass die von diesen Organen gebildeten Hormone ausfallen, was gewisse, den gesamten Körper und seine Regelkreise betreffende Folgen hat.

Will ich – aus Gründen, die nicht Thema dieses Artikels sein sollen – den Wegfall der Geschlechtshormonproduktion vermeiden, kann ich Fortpflanzungsunfähigkeit auch durch eine Sterilisation erreichen. Dabei werden beim weiblichen Tier die Eileiter, beim männlichen die Samenleiter unterbrochen. Beim männlichen Tier wird diese Operation auch als Vasektomie bezeichnet, ein in den letzten Jahren zunehmend nachgefragter Eingriff. Sterilisierte Tiere sind hormonell völlig unverändert, weil die Keimdrüsen an Ort und Stelle verbleiben und weiter aktiv sind.

So, das war zwar trocken, aber knackig kurz und hoffentlich trotzdem hilfreich bei der Aufklärung der häufig anzutreffenden Begriffsverwirrung.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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