Das Irismelanom der Katze: Bösartig und häufig tödlich!

Das Irismelanom der Katze: Bösartig und häufig tödlich!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin

Ein guter Grund mehr, der geliebten Katze immer mal wieder wirklich tief in die Augen zu schauen: Das Irismelanom ist der häufigste Augentumor bei Katzen über 7 Jahren und leider ausgesprochen bösartig und metastasierungsfreudig. In etwa der Hälfte der Fälle hat zum Zeitpunkt der Diagnosestellung schon eine Metastasierung stattgefunden.

Deshalb ist eine frühe Entdeckung (in der Regel durch die Besitzer:innen) von entscheidender Bedeutung für die Überlebenschancen. Jegliche Farb- oder Texturveränderung der Iris muss einen als Katzenhalter:in zu einem zügigen Besuch der Tierarztpraxis des Vertrauens veranlassen. Für Irismelanome gilt wirklich: Lieber einmal zu viel geschaut!

Bei einem Irismelanom der Katze gibt es leider nur eine Therapie: Das von dem Tumor befallene Auge muss entfernt werden, und zwar so schnell wie möglich. Unglücklich ist dabei die Tatsache, dass die endgültige Diagnose eines Irismelanoms erst durch die pathohistologische Untersuchung des entnommenen Augapfels gestellt werden kann, da man hier nicht – wie zum Beispiel bei einem Haut- oder Lebertumor – vorab eine Gewebeprobe zur Absicherung seiner Verdachtsdiagnose entnehmen kann. Man entscheidet also in erster Linie aufgrund des optischen Erscheinungsbildes der Irisveränderung und in zweiter Linie (aber nicht zu unterschätzen!) aufgrund einer Ultraschalluntersuchung des Augapfels, ob man zur Enukleation (also der Entfernung des Auges) schreiten will oder nicht. Für die Irismelanome der Katze gilt also mehr oder weniger der sogenannte Ententest: „Wenn es aussieht wie eine Ente, schwimmt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es wahrscheinlich eine Ente.“

Die resultierende Trefferquote ist zwar sehr hoch, kann aber zwangsläufig nicht 100 Prozent betragen. Es mag einem als Tierärztin / als Tierarzt also tatsächlich mal passieren, dass man ein Katzenauge wegen dringendem Melanomverdacht entfernt, bei dem dann durch die pathohistologische Untersuchung KEIN Melanom nachgewiesen wird. Über dieses zwar kleine, aber doch sehr bedeutsame Risiko müssen die Tierbesitzer:innen vor der OP ausdrücklich aufgeklärt werden!

Viel schwerwiegender ist aber – wie eingangs angedeutet – die Gefahr, dass der Tumor zum Zeitpunkt der Entfernung des befallenen Auges schon metastasiert, also gestreut hat. Tochtergeschwülste eines Irismelanoms finden sich am häufigsten in der Leber und der Lunge. Es ist also unabdingbar, vor der angedachten Operation eine Ultraschalluntersuchung der Leber bzw. der Bauchhöhle durchzuführen und mindestens drei Röntgenaufnahmen der Lunge anzufertigen. Finden sich dabei Metastasen, stellen diese in der Regel ein Todesurteil dar, weshalb man der betreffenden Katze die Entfernung des Auges nicht mehr zumuten sollte. Findet man keine Tochtergeschwülste, ist das leider keine Garantie darauf, dass nicht trotzdem schon eine Metastasierung stattgefunden hat. Mit diesem keineswegs unbeträchtlichen Restrisiko muss man in diesen Fällen leider leben.

Das alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch eine doch recht bescheiden wirkende Fifty-Fifty-Überlebenschance nur dann verwirklicht werden kann, wenn man bei einem dringenden Melanomverdacht in einem Katzenauge nicht lange rumfackelt und zackig operiert.

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald,

Ihr Ralph Rückert, Ihre Johanne Bernick

 

© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm

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