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Häufige Kundenforderung: Das Tier soll an erster Stelle stehen, nicht der Profit!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Aus den Sozialen Medien:
„Hallo! Suche in Musterstadt und Umgebung einen Tierarzt, der gemäß dem Motto „das Tier steht an erster Stelle und nicht der Profit“ handelt“
Und weiter unten, im Rahmen der entstandenen Diskussion, eine weitere Präzisierung der Threadstarterin:
„Gemeint ist damit, dass bei anständiger Arbeit auch ein angemessener Preis bezahlt wird. Leider nicht immer der Fall. (…) Von umsonst ist nicht die Rede!! Ich rede hier von Verhältnismäßigkeit und sonst gar nichts. Preis/Leistung heißt: Gute Leistung zum angemessenen Preis.“
Okay, für „anständige“ Arbeit, für eine „gute Leistung“ soll eine der Tierbesitzerin genehme Praxis also einen „angemessenen“, einen „verhältnismäßigen“ Preis aufrufen. Nun stellt sich für den logisch denkenden Menschen natürlich sofort die Frage nach dem Maßstab, an dem sich „anständig“, „angemessen“ und „verhältnismäßig“ orientieren sollen. In diesem Fall ist die Antwort ja klar wie Kloßbrühe: Der Maßstab ist das persönliche Preis-Leistungs-Empfinden der Tierhalterin. Zumindest denkt sie sich das so.

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Inzest!!!

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
In einer Facebook-Gruppe, die sich mit juristischen Fragestellungen rund um Tiere beschäftigt, wurde dieser Tage die Frage gestellt, wie ein ungewollter, aus einer versehentlichen Verpaarung von Rassehund-Halbgeschwistern entstandener Wurf zu bewerten ist. Die Threaderstellerin erwähnt unter anderem, dass der behandelnde Tierarzt zum Austragen des Wurfes geraten habe, weil das besser für die Hündin wäre, und dass der Züchter der Elterntiere (lustigerweise, siehe unten) geschockt sei über diesen Ratschlag, wohl deshalb, weil er die gesundheitlichen Folgen einer solchen Inzest-Verpaarung fürchten würde. In der aus dem Posting entstandenen Diskussion bezeichnet sich die Threadstarterin selbst als „sprachlos“ wegen des Ratschlags des Kollegen zum Austragen der Welpen.
In unseren Augen kommt da was ganz Grundsätzliches zum Ausdruck, ein tief verankertes Tabu: Die Leute wissen, dass Inzest keine gute Idee ist, bei Mensch und Tier gleichermaßen, und dass sich aus Inzest-Verpaarungen schwere gesundheitliche Nachteile ergeben können. Andererseits schreibt einer der Diskussionsteilnehmer: „Ich lese hier so eine Empörung! Willkommen in der Realität!“ und deutet damit etwas an, was wohl sehr, sehr vielen Haustierbesitzer:innen tatsächlich gar nicht klar ist, nämlich dass die Mehrzahl der Rassehunde (und natürlich Rassekatzen!) einen Inzucht-Koeffizienten aufweist, der schon lange (und in den meisten Fällen rettungslos!) jenseits von Gut und Böse ist.

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Der Subileus: Eine tückische Form des Darmverschlusses

Der Subileus: Eine tückische Form des Darmverschlusses

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
Ein Ileus ist ein Darmverschluss, und ein Darmverschluss ist für den jeweiligen Patienten ein dramatisches Ereignis, begleitet von akut einsetzenden und extrem unangenehmen Beschwerden. Die Ileus-Generalsymptome, also unstillbares Erbrechen (evtl. als sogenanntes Koterbrechen), Futterverweigerung, sistierender (immer weniger werdender) Kotabsatz und meist schwere Bauchschmerzen sind recht eindeutig und erzwingen die schnelle Konsultation einer tiermedizinischen Einrichtung, so dass die Diagnose unter Zuhilfenahme von Röntgen und Ultraschall in der Regel schnell gestellt ist.
Deutlich tückischer ist ein Subileus, also ein nicht vollständiger Darmverschluss, der entweder – zum Beispiel bedingt durch einen langsam wachsenden Tumor – nur allmählich entsteht oder aber – wie in diesem Fall – durch einen annähernd scheibenförmigen Fremdkörper verursacht wird, der sich nur ganz langsam durch den Darm weiter bewegt und dabei je nach Position mal die Passage des Nahrungsbreis komplett blockiert, mal wieder weitgehend frei gibt.

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Euthanasie: Nach wie vor Aufklärungsbedarf!

Euthanasie: Nach wie vor Aufklärungsbedarf!

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Posting aus einer recht mitgliederstarken Hundegruppe auf Facebook:
„Euthanasie! Letzte Woche war es so weit und meine 14-jährige Hündin trat ihre letzte Reise an. Alles lief perfekt und es hätte nicht besser sein können. Ich war erstaunt, was sich in den letzten 14 Jahren da alles so verändert hat. Die Euthanasie erfolgt fast ausschließlich nur noch zu Hause, mein Rüde und die Familie waren alle dabei. T61 und Eutha77 wird fast gar nicht mehr angewandt und auch keine Spritze mehr ins Herz, sondern i.v. Was auch wirklich Zeit war, sich von diesen Mitteln zu verabschieden. Es geht wesentlich humaner und sanfter und auch ins Herz würde ich niemals mehr euthanasieren lassen, wenn man sieht, dass es i.v. auch anders und viel schöner geht. Wir haben sie mit einem sehr guten Gefühl gehen lassen und das Glück über ihre Erlösung war größer als unsere Trauer. So soll es sein. Wie sind eure Erfahrungen mit der Euthanasie in den letzten Jahren?“

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Mario Barth: "Ich gender nicht! Ich habe einen Schulabschluss"

Mario Barth: „Ich gender nicht! Ich habe einen Schulabschluss“

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die erste Reaktion, die mir zu diesem T-Shirt-Aufdruck des (in meinen Augen extrem unkomischen und eher peinlichen) Komikers einfällt: So what? Wer will das wissen? Ich habe sogar einen Hochschulabschluss und bemühe mich trotzdem um gendergerechte Sprache. Wenn Sie nicht mögen, Herr Barth, dann lassen Sie es doch einfach! Zwingt Sie doch keiner!
Dieses krampfhaft wirkende Mitteilungsbedürfnis scheint aber ein wichtiges Kennzeichen bestimmter Kreise zu sein. Bei Barth kann ich das unter Marketing-Gesichtspunkten noch ganz gut nachvollziehen. Immerhin bedient er mit seinen Programmen in erster Linie Leute, denen gute Stand-Up-Comedy schnell mal zu komplex werden kann. Da muss man zwangsläufig mit simplen Statements arbeiten, die man für eindeutig mainstreamtauglich im bespielten Milieu hält.

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"Mal schnell Zahnstein wegmachen" vs. COHAT - oder: Woher kommen diese enormen Preisunterschiede?

„Mal schnell Zahnstein wegmachen“ vs. COHAT – oder: Woher kommen diese enormen Preisunterschiede?

Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Gudrun Brentgens, Tierärztin in Jülich
„Zahnstein wegmachen“, eine der meist diskutierten tiermedizinischen Leistungen! Bei diesen Diskussionen geht es natürlich weniger darum, was da genau gemacht wird, als vielmehr um den Preis. Häufig sind dabei gerade diejenigen besonders stolz, die für „Zahnstein wegmachen“ möglichst wenig bezahlt haben. Als Profi hat man mit diesen Leuten immer ein bisschen Mitleid, weil sie einem vorkommen wie jemand, die/der mit einer Fake-Rolex aus Hongkong zurück kommt und ganz begeistert dieses vermeintliche Super-Schnäppchen rumzeigt, während sich alle anderen, die sich mit dem Thema auskennen, insgeheim einen Ast lachen.
Ich denke, wir müssen uns mal damit beschäftigen und definieren, um was es eigentlich geht, und auch die Gelegenheit ergreifen, einen arg fachchinesischen Begriff ins Spiel zu bringen: COHAT, eine Abkürzung für „Comprehensive Oral Health Assessment and Treatment, (Umfassende Beurteilung und Behandlung der Mundhöhlengesundheit)“.

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Neue GOT - Teil 3: Nostra culpa

Neue GOT – Teil 3: Nostra culpa, und warum es keinen Weg zurück gibt

Von Ralph Rückert, Tierarzt
So, der dritte und letzte Teil der Mini-Serie, bringen wir es endlich hinter uns! Das Thema macht keine Freude, weder Ihnen als Tierbesitzer:innen und Leser:innen, noch mir selber. Dafür gibt es viel zu viele Leute, die nach dem Motto „Kill the Messenger“ unterwegs sind. Ohne die unselige FN-Kampagne hätte ich auch sicher nur das Fazit für die Kleintierpraxis (Teil 1) geschrieben. Es geht in den drei Artikeln nicht – wie manche Wut-Kommentar-Verfasser:innen unterstellt haben – um eine „Rechtfertigung“, nein, ich versuche nur, Ihnen Zusammenhänge zu verdeutlichen, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen! Ein ganzer Berufsstand, der diese lange überfällige Neufassung nun mal dringend gebraucht hat, muss sich eigentlich nicht wirklich rechtfertigen.
Ich habe aber in der Überschrift „nostra culpa“, unsere Schuld, geschrieben. Ja, ich will mich nicht wegducken, wir sind tatsächlich mitverantwortlich gewesen für die Situation, die die Novellierung am Ende zur dringenden Notwendigkeit hat werden lassen. Viele von uns sind – das ist ein klarer Mangel unserer rein medizinischen Ausbildung – betriebswirtschaftliche Flaschen erster Ordnung. Und wir leiden weit verbreitet unter einem Syndrom, das wir berufsintern halb spöttisch, halb verzweifelt als „Morbus Vet“ bezeichnen.

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Neue GOT - Teil 2: Die Hetzkampagnen der Reiterlichen Vereinigung FN - eine Polemik

Neue GOT – Teil 2: Die Hetzkampagnen der Reiterlichen Vereinigung FN – eine Polemik

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Etwas mehr als ein Jahr ist die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte nun in Kraft. Nach dem wichtige grundsätzliche Fakten vermittelnden Fazit für die Kleintierpraxis letzte Woche wollen wir uns im zweiten Teil dieser Mini-Serie mit der aktuellen konzertierten, gegen die neue Gebührenordnung und uns Tiermediziner:innen gerichteten Aktion der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, allgemein kurz als FN (Fédération Équestre Nationale) bezeichnet, beschäftigen. Konzertierte Aktion deshalb, weil die FN einerseits Ende November unter eigenem Namen eine Unterschriftenaktion mit der Bezeichnung „GOT – So nicht!“ gestartet hat und andererseits in den nächsten Tagen zusätzlich unter falscher Flagge, der sogenannten „Vereinigung Deutscher Tierhalter (VDTH)“, eine Petition mit der Überschrift „GOT – JA, aber FAIR!“ auf den Weg bringen wird.
Wieso „unter falscher Flagge“? Na ja, „Vereinigung Deutscher Tierhalter“, mit der sexy Four-Letter-Abkürzung VDTH, hört sich ja schon ganz schön protzig an. Da schweben einem doch sofort zig Millionen deutscher Tierhalterinnen und Tierhalter vor dem geistigen Auge, ein wahrhaft gewaltiger Teil der Bevölkerung, der von dieser „Vereinigung“ angeblich vertreten wird. Aber wie viele Mitglieder hat die VDTH nun eigentlich? Man findet leider nichts darüber, sicher aus gutem Grund. Von wem wird diese Vereinigung geführt? Schauen Sie es sich gerne selber auf der VDTH-Homepage an: Sechs Personen bilden den Vorstand (sprich: die Häuptlinge ohne Indianer), und für jede dieser Personen lässt sich mit wenigen Klicks eine Verbindung zur Pferde(zucht)-Szene herstellen. Man beachte bitte weiterhin in der Satzung den Gründungsort der „Vereinigung“, nämlich Warendorf. Warendorf? Da klingelt doch was? Ja, richtig, das ist der Sitz der FN!

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Ein Jahr neue GOT - Teil 1: Fazit für die Kleintierpraxis

Ein Jahr neue GOT – Teil 1: Fazit für die Kleintierpraxis

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Die neue Gebührenordnung (nGOT) für Tierärztinnen und Tierärzte trat am 22. November 2022 in Kraft. Diese Neufassung lag mehr als ein Jahrzehnt in der Luft, wurde aber von der Politik immer wieder auf die lange Bank geschoben. Wie in der Ära Merkel leider in vielen Bereichen üblich, wurden trotz aller Warnungen vor der inzwischen eingetretenen Versorgungskatastrophe statt des eigentlich notwendigen Druckverbandes nur kleine Heftpflaster auf die arteriellen Blutungen der Tierärzteschaft geklebt, in Form von zwei rein prozentualen und angesichts der allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung völlig unzureichenden Anpassungen und einer Erhöhung der im Notdienst berechenbaren Gebühren.
Nun haben wir seit einem Jahr die Neufassung, die endlich in einer deutlich verbesserten logischen Struktur sehr viele inzwischen übliche diagnostische und therapeutische Verfahren abdeckt, die in der alten GOT nicht mal erwähnt waren, und die überdies den realistischen Zeitaufwand der verschiedenen Tätigkeiten berücksichtigt, auf der Basis einer zwar nicht perfekt, aber doch sehr vernünftig gemachten Studie einer vom zuständigen Bundesministerium beauftragten Beratungsfirma. Zeit für ein praxisinternes Fazit, bevor wir uns (Achtung: Teaser!) im dann hoffentlich schnell folgenden zweiten Teil der aktuellen und maximal lächerlichen Petition der Trotzkinder von der Reiterlichen Vereinigung FN widmen!

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"Das würde ich der Tierärztekammer melden!" - Was ist das eigentlich

„Das würde ich der Tierärztekammer melden!“ – Was ist das eigentlich, die Kammer? Was macht sie? Was macht sie nicht?

Von Ralph Rückert, Tierarzt
Zitate wie das aus der Überschrift liest man im Netz bei Diskussionen von vermeintlichem tierärztlichen Fehlverhalten sehr häufig. Sie belegen einerseits, dass den meisten Leuten bewusst ist, dass „die Kammer“ eine Art Aufsichtsbehörde der Tierärzteschaft ist, andererseits aber auch, dass es teilweise völlig falsche Vorstellungen gibt über die Aufgaben und Kompetenzen dieser „berufsständischen Körperschaft des öffentlichen Rechts“.
Diese Jahr sind meine Kollegin und designierte Nachfolgerin Johanne Bernick und meine Wenigkeit bei den alle fünf Jahre stattfindenden Wahlen in die Vertreterversammlung (das „Parlament“) der Landestierärztekammer Baden-Württemberg gewählt worden. Wir sind beide in verschiedenen Ausschüssen (also den eigentlichen Arbeitsorganen einer Kammer) tätig, ich selbst auch als Beisitzer im Vorstand. Deshalb ist mir daran gelegen, mal ganz grundsätzlich zu erläutern, was „die Kammer“ eigentlich ist und was sie tut.

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