Von Ralph Rückert, Tierarzt
In der Einleitungssequenz des Dokumentarfilms „Tough Love: A Meditation on Dominance & Dogs“ aus dem Jahr 2012 erzählt meine inzwischen leider verstorbene Kollegin Sophia Yin, eine der besten Verhaltensspezialistinnen der USA, von einem ihrer ehemaligen Hunde, dem Boxer Max. Sophia beschreibt, dass Max dazu neigte, auf Anforderungen mit Aggressionen zu antworten, und erzählt dann, mit welch brutalen Methoden man damals auf so ein Problemverhalten reagierte, was für eine gute Schülerin sie (leider) in der Anwendung dieser Methoden war, wie sie scheiterte und letztendlich doch noch Trainer fand, die durch eine modernere Vorgehensweise einen Teilerfolg ermöglichten. Ab etwa Minute 1:30 des Films aber erzählt Sophia, zuerst noch ganz nüchtern, dass Max nie mehr zu dem Hund wurde, der er hätte sein können, weil sie es zuvor vermasselt hatte und weil selbst bei den moderneren Trainern immer noch zu viele Korrekturen (sprich Strafen) zum Einsatz kamen. Bei Minute 1:55 kommen Sophia vor Trauer über das, was sie ihrem Hund damals aus Unkenntnis angetan hat, die Tränen, und sie kann nicht mehr weitersprechen.