Von Ralph Rückert, Tierarzt
Ein Zitat aus einem Facebook-Kommentar:
„Ich musste mit meiner Hündin heute früh zum Tiermedizinischen Notdienst. Die Ärztin kannte mich und meine Hündin nicht, hat genau diagnostiziert,die Wirbelsäule geröntgt, beraten, Spritzen gesetzt und Medikamente mitgegeben. Bezahlen musste ich €132,- + Vater Staat. Am Sonntag! Für die Zeit, die Beratung und den technischen Aufwand, finde ich den Preis absolut fair.“
Absolut fair! Hm…, fair für wen eigentlich bitte? Fair nach welchen Maßstäben? Könnten wir uns eventuell hier unter uns darauf einigen, dass diese und Tausende ganz ähnlicher Aussagen, die man überall lesen kann, letztendlich scheinheiliger Bullshit sind? Es geht in Wirklichkeit überhaupt nicht um „fair“, es geht um „billig, billiger, am billigsten“! Wenn man auch nur drei Meter weit selbständig denken kann und einen kurzen Blick in die Gebührenordnung für Tierärzte wirft, wird sofort sonnenklar, dass an der genannten Gebührenhöhe „für die Zeit, die Beratung und den technischen Aufwand“ rein gar nichts „fair“ ist, schon gar nicht im Notdienst. „Illegales und massives Gebührendumping unter Ausnützung mühsam getarnter Sklavenarbeit von Abhängigen“ würde es eher treffen.
Laut Wikipedia wird der Begriff Fairness im Deutschen mit akzeptierter Gerechtigkeit, Angemessenheit oder Anständigkeit gleichgesetzt. Im Zusammenhang mit Preisen von Waren und Dienstleistungen finde ich folgende Formulierung des Weltladen-Dachverbandes nochmal deutlich hilfreicher: „Ein fairer Preis, der mit den Produzent:innen und/oder ihren Organisationen verhandelt wird, soll die nachhaltigen Produktionskosten decken, den Produzent:innen ein angemessenes Einkommen nach regionalen Verhältnissen sichern und darüber hinaus noch Spielraum lassen für Investitionen in die Zukunft…“.
Es mag kurios scheinen, wenn ich hier mitten in Deutschland eine Definition für „faire Preisgestaltung“ heranziehe, die eigentlich für die Warenproduktion in Entwicklungsländern formuliert wurde. Sie trifft aber tatsächlich zu und bildet genau die wunden Punkte des Systems „Tiermedizin“ in der aktuellen Umbruchphase ab.
Ein fairer Preis soll die nachhaltigen Produktionskosten decken! Wie werden tiermedizinische Leistungen produziert? In den Räumlichkeiten einer Praxis oder Klinik, unter Einsatz von Fachpersonal (angestellten Tierärzt:innen und Tiermedizinischen Fachangestellten, TFAs), medizinischen Geräten, Verbrauchsmaterialien und Medikamenten. Der Einsatz von natürlich regelmäßig teurer werdenden Verbrauchsmaterialien und Medikamenten beziffert sich ziemlich proportional und gut berechenbar an der Zahl der behandelten Patienten. Da lässt sich auch nicht viel dran schrauben. Räumlichkeiten, ob nun im Eigenbesitz oder gemietet, sind hier im Südwesten, auf einem leergefegten Immobilienmarkt, sehr teuer. Auch daran lässt sich nicht viel ändern. Das gilt gleichermaßen für medizinische Gerätschaften: Teuer in der Anschaffung und der Wartung, aber wenig bis gar nicht zu ändern, wenn Qualität als oberster Maßstab gelten soll.
DER Kostenfaktor bei der „Produktion“ tiermedizinischer Leistungen, der für eine Praxinhaberin / einen Praxisinhaber immer schon am besten beeinflussbar war, sind die Personalkosten, und da finden wir auch den entscheidenden Knackpunkt in Sachen „Fairness“: Die Löhne für Tiermedizinische Fachangestellte und angestellte Tiermediziner:innen waren über Jahrzehnte und sind in weiten Bereichen immer noch in Anbetracht der hochqualifizierten Leistungen, die diese Leute regelmäßig erbringen, geradezu erbärmlich! Deshalb, und fast nur deshalb, also auf dem Rücken der Angestellten, sind solche lächerlichen Preisgestaltungen wie die in der Einleitung erwähnte überhaupt möglich.
Fair? Sind 1816,50 Euro Brutto (das aktuelle Tarif-Einstiegsgehalt einer/eines TFA nach der Ausbildung) für 40 Stunden pro Woche fair? Für einen körperlich reichlich anstrengenden, relativ verletzungsgefährlichen und sehr verantwortungsvollen Beruf mit dreijähriger dualer Ausbildung? Wir müssen uns klar machen, dass eine Kassiererin bei Aldi oder Lidl meines Wissens mehr verdient. Nicht, dass ich damit die Leistungen von Kassiererinnen schmälern möchte, besonders jetzt, während der Corona-Krise, aber einen gewissen Unterschied zu einem echten und staatlich anerkannten Lehrberuf sollte es ja eigentlich schon geben, finde ich. Ein junger Mensch, der diese Ausbildung erfolgreich absolviert hat, sollte in meinen Augen als Single von seinem Gehalt menschenwürdig leben können, und das dürfte mit ca. 1280 Euro netto und angesichts der aktuellen Wohnungsmieten vielerorts ziemlich schwierig, in Ballungsräumen wie Stuttgart oder München sogar unmöglich sein.
Fair? Ist es fair, dass Tiermedizinische Fachangestellte in allen Gehaltsstufen 200 bis 300 Euro pro Monat weniger Tariflohn bekommen als Medizinische Fachangestellte, obwohl beide bei den Tarifverhandlungen vom gleichen Berufsverband vertreten werden? Inwiefern ist die Arbeitsleistung von TFAs weniger wert als die ihrer humanmedizinischen Kolleg:innen?
Fair? Sind Gehälter von weniger als 2500 Euro Brutto für angestellte Tiermediziner:innen fair? Für mindestens 40 Stunden pro Woche PLUS meist noch diversen Notdiensten am Wochenende und bei Nacht? Nach einem knapp sechsjährigen Studium, das manche als das schwierigste und härteste überhaupt bezeichnen?
Nein, ich sage: Das ist nicht fair! Überhaupt nicht! Es ist genau so wenig „fair“ wie ein T-Shirt vom Textildiscounter für 9,99 Euro. Und ich bin mit dieser Erkenntnis nicht allein. Eine allmählich größer werdende Minderheit der Praxis- und Klinikinhaber:innen hat verstanden, dass es so nicht weiter gehen kann. Wir haben inzwischen einen wirklich gravierenden Fachkräftemangel, in einem Ausmaß, das beginnt, zu einer Gefährdung der flächendeckenden tiermedizinischen Versorgung in Deutschland zu werden. Es werden ganz aktuell, genau jetzt, auf breiter Front Praxen eingedampft oder gar zugesperrt, weil die Inhaber:innen an der Unmöglichkeit verzweifeln, Tiermedizinische Fachangestellte und/oder Assistent:innen zu finden bzw. zu halten. Das verstärkt zusammen mit anderen Faktoren, die ich ja schon in mehreren Artikeln angesprochen habe, die Tendenz, dass wir als Berufsstand nicht mehr genug Arbeitskapazität für den gleichzeitig deutlich zunehmenden Haustierbestand zur Verfügung stellen können.
Zwar ist Geld – wie verschiedene Untersuchungen zeigen – beileibe nicht alles, wenn es um Zufriedenheit mit der beruflichen Situation geht. Aber ohne genug Kohle, damit man von seinem Beruf halbwegs vernünftig leben kann, ist halt auch alles andere irgendwie nix! Jetzt werden natürlich gleich wieder die kommen, die sagen: Alles nur Mimimi, Augen auf bei der Berufswahl! Das ist – sorry! – so dämlich, dass es weh tut! Wir reden hier von Berufen, die jemand machen MUSS, weil sonst das ganze System zu einem hässlich knirschenden Stillstand kommt. Wir sehen das ja auch in anderen kritischen Bereichen wie der Pflege und beim Krankenhauspersonal. Wenn junge Leute auf breiter Front tatsächlich die Augen aufmachen bei der Berufswahl und zu der nahe liegenden Erkenntnis kommen, dass es keinen Sinn mehr macht, diese für uns als Gesellschaft unverzichtbar wichtigen Berufe zu wählen, weil man davon eh nicht mehr leben kann, dann gnade uns Gott!
Die Tiermedizinischen Fachangestellten sind das Getriebe, das die Kraft des Motors „Tierärztin/Tierarzt“ auf die Straße (die Patienten) bringt. Ohne funktionierendes Getriebe ist es irrelevant, wie viel PS der Motor hat, denn dann fährt die Karre keinen Meter mehr! Um in diesem Bild zu bleiben: Es braucht (nicht nur) nach meinem Dafürhalten zwei bis drei TFAs pro Tierärztin/Tierarzt, um eine optimale Kraftübertragung im Sinne guter, moderner Tiermedizin zu gewährleisten. Das gilt durchaus auch für kleine Praxen. Denken Sie nur an eine ganz normale Routine-Operation: Die Tierärztin/der Tierarzt operiert, ein(e) TFA assistiert, ein(e) weitere(r) TFA überwacht die Narkose. Und dann ist schon niemand mehr frei, wenn das Telefon klingelt oder jemand schnell ein Medikament abholen möchte. Wie gesagt, zwei bis drei TFAs pro Tierärztin/Tierarzt! Alles darunter ist halt eine rutschende Kupplung. Aber sehr viele Kolleginnen und Kollegen wissen einfach nicht mehr, woher sie diese Leute nehmen sollen, nicht zuletzt deshalb, weil sie in ihrem Bemühen, Ihnen, den Kunden, angeblich „faire“ Preise anzubieten, nicht genug bezahlen können!
Wie immer sage ich: Es muss mehr Geld ins System! Und da kommen halt leider Sie, die Haustierbesitzer:innen ins Spiel, denn dieses Mehr an Geld kommt natürlich aus Ihrer Tasche. Sie alle wollen eine möglichst qualifizierte medizinische Versorgung für Ihre Tiere. Liest man sich mal auf die Schnelle ein paar Hundert Google-Bewertungen von irgendwelchen beliebigen Tierarztpraxen durch, dann wollen Sie eigentlich in aller Bescheidenheit nur eines, nämlich das Beste! Ihre Anspruchshaltung – auch gegenüber unseren Fachangestellten – ist sehr hoch. Nicht nur die Tierärztin / der Tierarzt muss mehr oder weniger perfekt sein, nein, auch die Fachangestellten haben allzeit voll im Bilde, fehlerfrei höflich, zuvorkommend und dabei am besten noch spürbar fröhlich drauf zu sein. Das geht schon in Ordnung, wir verstehen diese Ihre Einstellung gern als Herausforderung, aber nur, wenn sie bereit sind, auch dafür zu bezahlen, und damit aufhören, „so billig wie möglich“ mit „fair“ zu verwechseln!
Wenn wir tiermedizinische Leistungen im Sinne der oben zitierten Fair-Trade-Forderungen wirklich nachhaltig erbringen wollen, müssen Tiermedizinische Fachangestellte in meinen Augen mindestens (MINDESTENS!) so viel verdienen wie ihre Kolleg:innen in der Humanmedizin, und das ist immer noch knapp genug. Angestellte Tiermediziner:innen sollten Stellen mit einem Gehalt unter 3000 Euro eigentlich gar nicht mehr in Betracht ziehen, und auch das ist immer noch knapp genug. Ich selbst gehe bei meinen Mitarbeiterinnen nochmal deutlich über diese Forderungen hinaus, weil sie das einfach wert sind! Und ja, das wird bzw. ist für uns Praxisinhaber:innen richtig teuer! Nur um betriebswirtschaftlich Ahnungslosen mal eine Größenordnung zu vermitteln: In einer mittelgroßen Praxis wie der meinen, die ihre Mitarbeiterinnen in diesem Sinne bezahlt, überschreiten die jährlichen Personalkosten schon irgendwann im Herbst eine Viertelmillion Euro!
Ich bin keineswegs blind bezüglich der Klemme, in die diese Entwicklung Tierbesitzer:innen bringt, die in ihren Berufen ebenfalls nicht gerade viel verdienen. Kann man die angesichts der erläuterten Zusammenhänge zwangsläufig ständig steigenden Behandlungsgebühren finanziell nur schwer verkraften, bleibt einem vorläufig (!) noch der Ausweg, sehr kleine und deshalb vom Kostenfaktor „Personal“ eher weniger betroffene Praxen aufzusuchen. Natürlich kann eine Praxis mit einer Tierärztin/einem Tierarzt und gerade mal einer/einem (nach oder gar unter Tarif bezahlten) Auszubildenden, die/der – nebenbei erwähnt – natürlich nach der Ausbildung nie übernommen wird, tiermedizinische Basic-Leistungen deutlich billiger (aber keineswegs „fairer“!) anbieten als eine Praxis oder Klinik mit zwei bis drei TFAs pro Tiermediziner:in. Aber selbst eine eigentlich läppische Kastrations-OP kann unter solchen Voraussetzungen nicht mehr leitliniengerecht durchgeführt werden. Man hört ja oft den Spruch „Teuer ist nicht gleich gut!“. Das mag schon gelegentlich stimmen. Ich hätte es aber eher andersrum formuliert: Billig ist (unter den heutigen Voraussetzungen) ganz sicher nicht gut! Das funktioniert einfach nicht mehr, weil man für gute Arbeit gute Angestellte braucht und diese das gute Recht auf gute Bezahlung haben.
Der vermeintliche „Fluchtweg“ hin zu billigeren Kleinpraxen wird sich in den nächsten Jahren allmählich schließen, weil gerade kleine und wenig ertragreiche Praxen so gut wie gar nicht auf die geschilderten Entwicklungen reagieren können und deshalb in vielen Fällen einfach schließen werden. So gemein sich das für Sie als Tierhalter:innen auch anhören mag: Ich begrüße diese Entwicklung ein Stück weit sehr wohl! Das System Tiermedizin, von dem die Kund:innen jahrzehntelang mit einem betriebswirtschaftlich gesehen viel zu niedrigem Gebührenniveau richtig fett profitiert haben, war nie in dem Sinne fair, dass es die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt hätte. Die Angestellten, ob nun die TFAs oder die Assistent:innen, haben die Zeche in erster Linie über absolut unfaire Niedriglöhne bezahlt.
Ich will natürlich auch die Kolleginnen und Kollegen nicht vergessen, die sich unter maximaler Selbstausbeutung, mit 60-, 70-, 80-Stunden-Wochen, verzweifelt darum bemüht haben, ihren Kundinnen und Kunden vermeintlich „faire“ Preise anzubieten. Das wäre ja noch in Ordnung gegangen, wenn es sich wenigstens irgendwie rentiert hätte, aber bis vor ein paar Jahren verdienten 60 Prozent der deutschen Praxisinhaber:innen weniger als 2500 Euro pro Monat! In den sozialen Medien kommen an dieser Stelle immer gern Kommentare in dem Sinne „Ich habe noch keinen Tierarzt verhungern sehen!“. Nein, haben Sie nicht, das ist richtig. Erstens verhungert in Deutschland sowieso niemand so einfach, zweitens sind da natürlich meist Quersubventionierungsmodelle durch gut verdienende Lebenspartner:innen im Spiel. Auf der unzureichenden Rentabilität vieler Praxen will ich aber gar nicht lange rumreiten, weil diese Misere immer schon in erster Linie hausgemacht war, durch mangelndes betriebswirtschaftliches Denken, durch Praxisgründungen ohne die erforderlichen unternehmerischen und fachlichen Voraussetzungen, und so weiter und so fort. Nein, in diesem Artikel soll es wirklich ausschließlich um die Angestellten gehen, die nie was dafür konnten, aber immer am meisten in den Arsch gekniffen waren.
Diese Zeiten finden nun definitiv ihr verdientes Ende! Gute Tiermedizin konzentriert sich immer mehr in größeren und leistungsfähigen Einheiten, die auch dazu in der Lage sind, angemessene Gehälter zu bezahlen, deshalb aber von den Kunden natürlich als vergleichsweise teuer wahrgenommen werden. Für Sie als TierbesitzerInnen gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder können Sie sich Hobbytierhaltung und tiermedizinische Versorgung auf modernem Niveau nach wie vor gut leisten oder – Sie wissen, was jetzt kommt, immer die gleiche Leier – Sie schließen eine möglichst umfassende Krankenversicherung für Ihr Tier ab. Ich sehe keinen anderen Weg. Wer weiterhin auf „faire“ Gebühren von gestern pochen will, ohne jede Rücksicht darauf, was er damit unfairerweise anrichtet, der verschließt auch konsequent die Augen davor, dass das oben erwähnte T-Shirt für 9,99 Euro irgendwo auf der Welt in einer regelmäßig abbrennenden Fabrik oder einem Straflager mit blutenden Fingern in 12-Stunden-Schichten zusammen geflickt wird, damit hierzulande jemand das schöne Gefühl genießen kann, ein Schnäppchen geschossen zu haben. Ein echtes Fair-Trade-T-Shirt kostet halt irgendwas um die 35 Euro, da beißt die Maus keinen Faden ab. Das ist nach meiner Einschätzung sogar ein wirklich gut passender Vergleich, denn in maximal fünf Jahren werden wir ein dann tatsächlich für alle faires Gebührenniveau erreicht haben, das etwa dreimal höher sein dürfte als das vor noch fünf Jahren.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Es ist völlig klar, dass manche andere Prioritäten haben oder haben müssen. Als Student, der für rund 100 Mark nachts geschlagene 12 Stunden im Taxi saß, hätte ich mir ganz sicher keinen 10er-Packen Fair-Trade-T-Shirts leisten können. Da mussten es halt die Teile für 9,99 tun. Und wenn wir mit unserem ersten Hund, dem Dackel Watzmann, zum Tierarzt wollten, haben wir erst mal wohlweislich rumtelefoniert, um eine Praxis zu finden, die zu unseren finanziellen Verhältnissen passte. Ich kann mich an diese Zeiten gut erinnern und es deshalb sehr wohl verstehen, wenn jemand in allen Teilen seines Lebens Euro und Cent zusammenhalten muss. Aber gestehen Sie bitte auch mir meine Prioritäten zu, die ich im Lauf meines Berufslebens entwickelt habe, und dazu gehört halt (sehr weit oben auf der Liste), dass meine Mitarbeiterinnen genug verdienen müssen, um davon menschenwürdig leben zu können, und zwar ohne Abhängigkeit von einem Lebenspartner mit gutem Einkommen.
Ich, für meine Praxis, habe das so umgesetzt. Und ich kenne einige Kolleginnen und Kollegen, die das auch tun. Diese Praxen sind eigentlich alle erstaunlich erfolgreich, obwohl sie ganz sicher von niemandem als „billig“ wahrgenommen werden können, ganz im Gegenteil. Daraus kann man mit Fug und Recht schließen, dass es offenbar genug Tierhalter:innen gibt, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen und betriebswirtschaftlich realistische und tatsächlich faire Gebühren für eine dann eben auch überdurchschnittliche Tiermedizin zu tragen. Das deckt sich ja durchaus mit der Tatsache, dass das Angebot an den erwähnten Fair-Trade-Klamotten inzwischen von vielen Menschen gerne wahrgenommen wird.
Meinem eigenen Berufsverband, dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte (BPT), der uns Inhaber:innen bei den Tarifverhandlungen vertritt, möchte ich zurufen: Hört auf mit dieser nachgerade anmaßenden Unverschämtheit, unsere Fachangestellten sozusagen in die Ecke zu stellen und ihnen routinemäßig weniger Gehalt als den Medizinischen Fachangestellten zugestehen zu wollen!
Und den Kolleginnen und Kollegen, die regelmäßig über die Unmöglichkeit klagen, gute Leute zu finden bzw. zu halten, möchte ich zurufen: Dann seht halt endlich mal die Zeichen der Zeit und hört auf damit, tiermedizinische Leistungen zu betriebswirtschaftlich unrealistisch niedrigen Gebühren anzubieten, denn dann könnt ihr auch wirklich fair im Sinne des Wortes bezahlen, und dann werden wieder mehr junge Leute einen Sinn darin sehen, in unserem Berufsfeld zu arbeiten.
Dies ist der erste Teil einer dreiteiligen Artikelserie über für Sie, die Tierbesitzer:innen, interessante betriebswirtschaftliche Zusammenhänge in der Tierarztpraxis. Wird also fortgesetzt!
Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr
Ralph Rückert
© Kleintierpraxis Ralph Rückert, Römerstraße 71, 89077 Ulm
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