Inzest!!!
Von Ralph Rückert, Tierarzt, und Johanne Bernick, Tierärztin
In einer Facebook-Gruppe, die sich mit juristischen Fragestellungen rund um Tiere beschäftigt, wurde dieser Tage die Frage gestellt, wie ein ungewollter, aus einer versehentlichen Verpaarung von Rassehund-Halbgeschwistern entstandener Wurf zu bewerten ist. Die Threaderstellerin erwähnt unter anderem, dass der behandelnde Tierarzt zum Austragen des Wurfes geraten habe, weil das besser für die Hündin wäre, und dass der Züchter der Elterntiere (lustigerweise, siehe unten) geschockt sei über diesen Ratschlag, wohl deshalb, weil er die gesundheitlichen Folgen einer solchen Inzest-Verpaarung fürchten würde. In der aus dem Posting entstandenen Diskussion bezeichnet sich die Threadstarterin selbst als „sprachlos“ wegen des Ratschlags des Kollegen zum Austragen der Welpen.
In unseren Augen kommt da was ganz Grundsätzliches zum Ausdruck, ein tief verankertes Tabu: Die Leute wissen, dass Inzest keine gute Idee ist, bei Mensch und Tier gleichermaßen, und dass sich aus Inzest-Verpaarungen schwere gesundheitliche Nachteile ergeben können. Andererseits schreibt einer der Diskussionsteilnehmer: „Ich lese hier so eine Empörung! Willkommen in der Realität!“ und deutet damit etwas an, was wohl sehr, sehr vielen Haustierbesitzer:innen tatsächlich gar nicht klar ist, nämlich dass die Mehrzahl der Rassehunde (und natürlich Rassekatzen!) einen Inzucht-Koeffizienten aufweist, der schon lange (und in den meisten Fällen rettungslos!) jenseits von Gut und Böse ist.