Vierbeinige Intensivpatienten: Von Illusionen und Zwängen
Von Ralph Rückert, Tierarzt
Neulich in der Hundegruppe: Die Besitzerin eines Hundes, der nach einer Magendrehungs-OP stationär in einer Tierklinik liegt, stellt in völlig nachvollziehbarer Sorge folgende Frage:
„Tierklinik: angenommen, meinem Hund geht es plötzlich ganz bedrohlich schlecht, wird man in dem Fall dann auch nachts angerufen oder worst case, sie verstirbt heute Nacht. So was erfährt man doch dann bestimmt nicht erst spätmorgens, wenn man den Erkundigungsanruf tätigt, oder?“
Ich habe der Besitzerin dort in der Gruppe folgendermaßen geantwortet:
„Ich glaub, ich muss Euch da ein bisschen desillusionieren, vielleicht auch schockieren. Die Bilder, die Ihr im Kopf habt, stammen aus der Humanmedizin. Und selbst da ist ständige Überwachung nur möglich, weil die meisten Menschen sich verdrahten und elektronisch überwachen lassen, ohne sich ständig alles abzureißen oder abzubeißen. Ihr könnt nicht davon ausgehen, dass ein Tier, das stationär in einer Tierklinik liegt, die ganze Nacht lückenlos überwacht wird. Es kann also durchaus passieren, dass man erst am nächsten Morgen erfährt, wenn ein Tier nachts gestorben ist. Ist nicht schön, aber den Personalaufwand, den lückenlose Überwachung bedeuten würde, will nun mal keiner bezahlen. Wir reden da von 500 bis 1000 Euro als Tagessatz, nur für die stationäre Aufnahme, alle medizinischen Maßnahmen wie Untersuchungen, Injektionen, Infusionen, etc. NICHT inklusive.“
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